Du hast dich bislang noch nicht getraut, Gemüsepflanzen aus Saatgut vorzuziehen? Oder du startest gerade in die Selbstversorgung und bist dir unsicher, ob du deine Pflanzen nicht doch besser im Fachhandel kaufen solltest? – Keine Grund für Kopfzerbrechen! Mit unseren Tipps zum Gemüse selber vorziehen funktioniert die Anzucht deiner eigenen Gemüsepflanzen nicht nur ganz einfach, sie bietet dir auch eine prima Möglichkeit, schon drinnen mit dem Gärtnern loszulegen, wenn es draußen für dein junges Gemüse noch zu kalt ist! Wir haben für dich alles Wichtige zusammengefasst, was du rund um die Aussaat und das Aufziehen gesunder Gemüsepflanzen für die Selbstversorgung wissen musst. Und natürlich haben wir für dich in unseren besten Tipps zusammengefasst, wie du dein Gemüse vorziehen solltest.
Gemüse für die Selbstversorgung vorziehen: wenig Mühe, viele Vorteile!
Schon klar: Gemüsepflanzen selbst vorzuziehen ist bei der Selbstversorgung kein Muss – natürlich kannst du auch einfach in den Fachhandel gehen und dir dort Jungpflanzen besorgen, die du dann zum passenden Zeitpunkt ins Beet, Hochbeet oder deine Töpfe setzt. Und manche Pflanzen eignen sich ohnehin viel besser für die Direktaussaat draußen. Aber: Gemüsepflanzen selbst vorzuziehen hat einfach so viele Vorteile, dass du es unbedingt einmal ausprobieren solltest!
1. Vorteil: Gemüse vorziehen verschafft deinen Pflanzen einen riesigen Start-Vorsprung!
Warum es sich in vielen Fällen eher empfiehlt, anstelle der Direktaussaat Jungpflanzen ins Beet zu setzen, ist relativ einfach zu erklären: Schließlich braucht jede Gemüsepflanze nicht nur eine gewisse Zeit, bevor sie die erste Ernte hervorbringt, sondern auch die passenden Bedingungen. Gerade bei frostempfindlichen Pflänzchen passt das aber nicht zusammen: Auberginen etwa bringen in der Regel erst im Juli oder August Früchte hervor – auch wenn sie bereits im Februar vorgezogen wurden. Dürften sie mit dem Keimen erst loslegen, wenn die Bedingungen im Freiland dafür passend sind, würden sie im Herbst von den ersten Frösten kalt erwischt – und die Ernte wäre wohl dahin.
Indem du statt der Direktaussaat im Freiland Jungpflanzen setzt, kannst du also früher ernten, erzielst mehr Ertrag und hast noch dazu Pflanzen, die hoffentlich stark genug sind, um auch den ein oder anderen Schneckenangriff wegzustecken: optimal also für die Selbstversorgung!
2. Vorteil: Wenn es draußen noch zu kalt ist, kannst du trotzdem schon mit der Selbstversorgung loslegen
Erst in frostfreien Zeiten mit der Selbstversorgung starten, obwohl du schon seit dem Winter fleißig Ausschau nach den besten Gemüsesorten hältst? Nicht, wenn du deine Gemüsepflanzen selber vorziehst! Schon früh im Jahr mit der Aussaat deiner jungen Pflanzen loszulegen, bietet dir den Vorteil, dass du nicht untätig herumsitzen und auf wärmere Tage hoffen musst, bis du endlich mit dem Gärtnern anfangen kannst. Während andere noch auf die ersten Sonnenstrahlen warten, guckst du nämlich schon deinem jungen Gemüse beim Wachsen zu – und holst dir den Frühling einfach ins Wohnzimmer!
3. Vorteil: Gemüse Vorziehen schafft Unabhängigkeit: Du entscheidest, was und wann du säst!
Wochenlang hast du überlegt, welche Gemüsesorten für die Selbstversorgung du im Laufe des Jahres ernten möchtest – und dann findest du im Gartenhandel um die Ecke nicht die Hälfte der gewünschten Gemüsesorten als Jungpflanzen? Wenn du selbst vorziehst, kann dir so etwas nicht passieren – beim Aussuchen von Saatgut für die Selbstversorgung wirst du garantiert auf so viele Sorten stoßen, dass du in jedem Fall das Passende entdeckst. Noch dazu bist du, wenn du selbst vorziehst, ganz genau darüber informiert, woher deine Pflänzchen kommen und wie sie aufgezogen wurden. Sogar den Zeitpunkt der Ernte bestimmst du (bis zu einem gewissen Grad) selbst: Wenn du weißt, dass du im Juli in Urlaub fährst, kannst du durch den passenden Aussaatzeitpunkt oder die Wahl einer bestimmten Sorte mit etwas Glück beeinflussen, ob die Ernte eher etwas früher oder ein wenig später ansteht.
4. Vorteil: Vorziehen kann bei der Selbstversorgung bares Geld sparen
Auf die paar Cent kommt es doch nicht an? Vielleicht nicht unbedingt. Wenn du dir ausrechnest, dass du aus einem einzelnen Samentütchen oft zig oder Hunderte Gemüsepflanzen ziehen kannst, und dir überlegst, was dich die einzelnen Jungpflanzen kosten, liegt der Vorteil dennoch klar auf der Hand: Vorziehen ist in der Regel die eindeutig preisgünstigere Variante!
Welche Gemüsepflanzen sollte man überhaupt vorziehen – und welche lieber nicht?
Vorziehen ließen sich theoretisch wohl alle Gemüse – allerdings macht es bei den einen mehr, bei den anderen kaum Sinn. Letzteres betrifft zum einen Pflanzen, die sich so spielend leicht per Direktaussaat ziehen lassen, dass das Vorziehen einfach nicht nötig ist: Spinat zum Beispiel wächst so schnell und keimt so problemlos, dass kaum etwas dafür spricht, dir damit die Fensterbank vollzustellen. Auch Salat kannst du in vielen Fällen völlig unkompliziert direkt im Freiland aussäen.
Und dann gibt es noch die Kandidaten, bei denen das Vorziehen einfach nicht so gut funktioniert: Das betrifft in allererster Linie Wurzelgemüse wie beispielsweise Radieschen oder Karotten. Die keimen zwar auch drinnen – allerdings können sie empfindlich reagieren, wenn du sie aus einer Saatschale heraus vereinzeln möchtest.
Für eine riesige Anzahl von Gemüsepflanzen von Tomaten über Zucchini bis hin zu Sellerie, Chili oder diverse Kohlarten gilt dagegen: vorziehen – prima Idee!
Gemüse selber vorziehen: Das geht nicht nur im Frühjahr!
Schon klar: Klassischerweise sind vor allem der März und auch der April Monate, in denen sich bei fleißigen Gemüsegärtnern die Fensterbänke zusehends mit Töpfen oder Saatschalen für Gemüsearten wie beispielsweise Gurken, Kürbisse oder Melonen für die Selbstversorgung füllen.
Das heißt aber nicht, dass du beim Vorziehen deiner Gemüsepflanzen auf diese beiden Monate im Jahr beschränkt bist: Bei Pflanzen, die etwas länger brauchen – wie Auberginen oder Paprika – kann der Startschuss fürs Vorziehen auch schon deutlich früher liegen. Und selbst im Sommer kannst du vorziehen – nämlich Wintergemüse, das du dann später ins Beet setzt, wenn die anderen Pflanzen abgeerntet sind. Um den optimalen Zeitpunkt zu bestimmten, orientiere dich am besten an den Angaben auf den jeweiligen Saattütchen.
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Alles, was du zum Vorziehen brauchst: Erde, Saatgut, Gefäße
Keine Frage: Ohne das passende Saatgut geht gar nichts – das bekommst du online oder im Fachgeschäft, vielleicht auch von Freunden oder Nachbarn, die dich für den Start mit ersten Samen ihrer Lieblings-Gemüsesorten versorgen. Generell ist es natürlich auch möglich, Saatgut selbst zu gewinnen. Dabei solltest du aber nicht irgendwelche Früchte verwenden, sondern sicher sein, dass sie aus samenfestem Saatgut stammen – weil andernfalls nicht abzusehen ist, welche Ergebnisse du erzielen wirst.
Um sich gut entwickeln zu können, ist für dein Saatgut außerdem die richtige Erde von Bedeutung. Viele Anfänger in Sachen Selbstversorgung fragen sich dabei, ob es wirklich nötig ist, für das Vorziehen sogenannte Anzuchterde zu verwenden. Die Antwort: Auch in normaler Blumen- oder Gartenerde werden viele Samen erst einmal keimen – ob sie darin anschließend gut wachsen, ist aber eher ein Glücksspiel. Oft ist normale Erde nicht so schön locker wie Anzuchterde, was den Keimlingen den Start erschweren kann, zusätzlich reduzierst du mit einer sterilen Anzuchterde das Risiko, Krankheiten oder Schädlinge in deine Aussaatgefäße einzuschleppen.
Weil in normaler Blumenerde in der Regel mehr Nährstoffe enthalten sind als in Aussaaterde, kann es bei der falschen Erde außerdem passieren, dass die Keime extrem schnell, dafür aber nur ganz schmächtig wachsen.
Und die Gefäße? Hier hast du die Qual der Wahl. Du kannst beispielsweise zu speziellen Anzuchtplatten oder zu normalen Töpfen oder Pflanzschalen greifen oder stattdessen vorhandene Gefäße oder Materialien verwenden: Auch Eierkartons können prima fürs Säen verwendet werden, und selbst aus Toilettenpapierrollen oder alten Zeitungen kannst du dir kleine Anzuchttöpfchen basteln. Auch unzählige andere Behältnisse, die du aufbewahrst – wie die Schalen von Pudding, Quark oder Joghurt – kannst du theoretisch für die Anzucht verwenden: Dann aber sehr gut aufpassen, dass keine Staunässe entsteht oder, noch besser, unten ein Loch für den Abfluss schaffen und alle Schälchen vorher gut reinigen.
Aussaat deiner Gemüsepflanzen: Vorgehensweise, Saattiefe und -menge
Hast du alle nötigen Utensilien bereitgestellt und ist der richtige Zeitpunkt für das Vorziehen gekommen, heißt es: loslegen!
Hierfür ist es günstig, wenn du vor der Aussaat eine Vorstellung davon hast, wie viel Ernteertrag eine einzelne Pflanze bringt und wie viel davon du in einem bestimmten Zeitraum ernten willst: Denn falls dein Saatgut nicht zu alt ist und du ihm die passenden Bedingungen bietest, musst du dich darauf einstellen, dass ein großer Teil davon auch tatsächlich erfolgreich keimen und heranwachsen wird. Es macht also wenig Sinn, 200 Salatsamen auszubringen, wenn in deinem Haushalt nur zwei bis drei Salate pro Woche gegessen werden.
Neben der Menge des Saatguts ist außerdem wichtig, wie weit deine Samen in die Erde gehören – und ob überhaupt. Viele Salate beispielsweise sind Lichtkeimer und keimen nicht, wenn du das Saatgut eingräbst. Dunkelkeimer dagegen gehören unter die Erde – manchen reicht schon ein Zentimeter, andere benötigen deutlich mehr. Auch hier findest du die nötigen Angaben häufig auf deinen Saattütchen.
Passender Standort für die Keimung und richtiges Gießen
Alle Samen untergebracht? Dann heißt es jetzt: immer schön feucht halten und den passenden Standort für deine Pflanzgefäße finden. Beim Gießen solltest du vorsichtig vorgehen – also etwa mit einem feinen Brauseaufsatz oder einer Sprühflasche arbeiten, um die Erde nicht gleich wieder aufzuwühlen. Wenn du ein kleines Zimmergewächshaus hast, hält sich darin die Feuchtigkeit in der Regel noch besser. Eine einfache Methode, um die Erde feucht zu halten, so lange die Samen noch nicht gekeimt sind, ist es auch, bis zur Keimung ein wenig Frischhaltefolie über den Rand des Pflanzgefäßes zu spannen.
Neben ausreichend Feuchtigkeit brauchen die Samen deiner Gemüsepflanzen für die Selbstversorgung zum Keimen zusätzlich Wärme und Licht. Such dir also einen möglichst helles Plätzchen auf der Fensterbank für sie aus – im dunklen Keller wird es mit dem Keimen eher nichts werden.
Vergeilung der Jungpflanzen vermeiden
Endlich ist es soweit: Aus deinen Samen sprießen die ersten Keime – und fangen oft bald darauf an, relativ schnell an Größe zuzulegen. Das ist zwar gewollt, aber nur im richtigen Maß: Unter Umständen kann es passieren, dass deine Jungpflanzen viel zu schnell wachsen, wobei der Stängel eher dürr und schwächlich bleibt – und mit Pech so instabil wird, dass die kleinen Gemüsepflanzen plötzlich traurig im Topf liegen. Den Prozess, dass Keimlinge zu schnell zu hoch hinaus wollen, nennt man „Vergeilung“ – und die solltest du verhindern.
Ein Grund dafür können zu viele Nährstoffe sein – hier wären wir wieder bei einem guten Argument für Anzuchterde. In den meisten Fällen ist es aber ein unpassendes Zusammenspiel von Licht und Wärme, das daran schuld ist, wenn Pflanzen vergeilen: Was für das Keimen gilt – möglichst warm, möglichst hell –, gilt für das weitere Wachstum nicht in vollem Umfang. Licht ist weiterhin enorm wichtig, zu viele Wärme dagegen kann (wie fehlende Helligkeit) das Vergeilen fördern – deshalb solltest du nach dem Keimen einen zwar hellen aber kühleren Standort für deine Pflanzen wählen.
Falls es aus irgendeinem Grund doch zum Vergeilen kommt, setzt du die Pflänzchen am besten um und dabei tiefer in die Erde – die Keimblätter müssen natürlich noch hinausschauen. Dann wachsen sie oft robuster weiter.
Gemüsepflanzen pikieren – so klappt es!
Hast du viele Samen in einem Pflanzgefäß gesät, ist der Zeitpunkt vorprogrammiert: Irgendwann wird es den Jungpflanzen dort zu eng. Damit sie sich gegenseitig nicht beim Wachsen behindern, solltest du sie deshalb zum richtigen Zeitpunkt pikieren, will heißen: Sie aus der Erde holen und in einzelne kleine Töpfe oder zum Beispiel auf eine Anzuchtplatte pflanzen.
Der passende Moment dafür ist in der Regel dann gekommen, wenn die kleinen Pflänzchen neben den ersten beiden Keimblättern mindestens zwei weitere Blätter aufweisen. Hast du die künftigen Gefäße vorbereitet – am besten auch hier Anzuchterde verwenden – kannst du dich ans Werk machen.
Dabei solltest du umsichtig vorgehen: Deine Pflanzen sind noch klein, du kannst sie also nicht einfach aus der Erde ziehen und hoffen, dass sie das unbeschadet überstehen. Stattdessen brauchst du das passende Werkzeug. Das muss nicht zwangsläufig ein professioneller Pikierstab sein: Ein dünner Bambusstab, ein Bleistift, ein Eis- oder Löffelstiel tun es auch.
Damit stichst du jetzt neben der kleinen Pflanze in die Erde – in etwas Abstand zu deiner Jungpflanze, schließlich willst du sie nicht verletzen –, sodass du mit deinem Stöckchen oder Pikierstab unterhalb des Wurzelbereichs landest. Vorsichtig lockern und dann das Pflänzchen von unten herausheben. Dabei nach Möglichkeit die Pflanze nur an den Blättern anfassen – den empfindlichen Stängel könntest du sonst leicht umknicken oder verletzen. Anschließend setzt du das kleine Pflänzchen in das neue Gefäß und arbeitest dich so Pflanze für Pflanze vor. Leicht andrücken, angießen – und schon haben deine Jungpflanzen wieder richtig viel Platz.
Vor dem Auspflanzen ins Freie: Gönne deinen Gemüsepflänzchen etwas Eingewöhnungszeit!
Endlich: Der richtige Zeitpunkt fürs Auspflanzen deiner jungen Gemüsepflänzchen ist da! Und jetzt? Einfach ins Beet mit den jungen Pflanzen? – Besser nicht: Denn im Freiland müssen sie mit völlig anderen Bedingungen zurechtkommen als hinter geschlossenen Fenstern – prasselnder Regen, heftige Mittagshitze, vielleicht sogar ein Sturm oder Schnecken, die an Blättern und Stängel zerren. Du gibst ihnen also besser ein paar Tage, um sich in die neue Situation einzufinden.
Optimal ist es, wenn du dabei Schritt für Schritt vorgehst, von nur einigen wenigen Stunden in einem eher schattigen Eckchen hin zu längeren Phasen in immer sonnigeren Bereichen. Hast du das einige Tage gemacht, sind sie optimal auf das Leben in der freien Wildbahn vorbereitet.
Ab ins Beet!
Jetzt aber: Es ist soweit! Deine Pflanzen dürfen hinaus. Bereite ihnen ein schönes Plätzchen und achte dabei auf ihre Bedürfnisse. Mit der Wahl des richtigen Standorts, der passenden Erde und der richtigen Menge an Nährstoffen und Wasser schaffst du beim Auspflanzen die besten Voraussetzungen, damit deine selbst vorgezogenen Jungpflanzen für die Selbstversorgung in der Natur groß und stark werden und schon bald erste Früchte tragen!
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen ersten Schritten in Sachen Vorziehen – und jede Menge Ernteertrag!
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